Apfelplantage Obsthof Wißkirchen

Produktion

Nach der Pflanzung im Frühjahr oder Herbst liegt die höchste Priorität auf dem Wachstum des Baumes. Ertrag, also Früchte, spielen in den ersten Jahren eine sehr untergeordnete Rolle, denn Ziel ist es, möglichst schnell eine gewisse Baumgröße zu erreichen und dann ca. 80-100 Äpfel pro Baum wachsen zu lassen. In den ersten beiden Jahren ist es daher wichtig, möglichst alle Äpfel nach der Blüte vom Baum zu entfernen.

In den letzten Jahren haben sich zwei besondere Herausforderungen dabei herauskristallisiert. Eine davon, ist die enorm große Wühl- und Feldmaus-Population, die mit Vorliebe an den Wurzeln von Jungbäumen knabbert. Unsere Maßnahmen von Sitzstangen für Greifvögel, werden ebenso gut angenommen, wie unsere Totholzhaufen für Mauswiesel oder auch Steinmarder, die uns als Gegenspieler der Mäuse helfen. Die damit eingehende natürliche Bekämpfung der Baum-Nager reguliert sich somit stückweit selbst. Trotzdem sterben jedes Jahr etliche, zum Teil auch ältere, Bäume durch vollständig abgefressene Wurzeln ab (in 2020 ca. 300 Stück).

Bodenprobe

Die zweite Herausforderung ist die Trockenheit der letzten Jahre. Jedes Kind weiß, dass eine Pflanze ohne Wasser nicht wächst. Weder im Winter der vergangenen Jahre, noch im Sommer hatten wir besonders hohe Niederschläge. Insbesondere das Rheinland rund um Meckenheim, wo wir uns befinden, leidet massiv am Wassermangel. Ich bezeichne unsere Region daher gern als „Toskana vom Rheinland!“. Leider sind keine natürlichen Wasserquellen, wie Flüsse oder Brunnen in der Nähe vorhanden. Deswegen müssen wir auf Leitungswasser, also Trinkwasser zurückgreifen. Dieses Wasser gewährleistet durch seine ständige Kontrolle absolute Lebensmittelsicherheit, ist jedoch sehr kostenintensiv. Da wir unter keinen Umständen Wasser verschwenden wollen, geben wir auf unseren Feldern Wasser über einen Tropfschlauch. Der Tropfschlauch liegt unter den Baumreihen und es tropfen alle 50cm ca. 1,6L Leitungswasser pro Stunde direkt an den Baum, wo wir das Wasser für die Wurzeln brauchen. Sparsamer und effizienter geht es nicht!

Zusätzlich muss in jungen Jahren, aber auch während der gesamten Standzeit der Bäume (Äpfel ca. 20-25 Jahre; Birnen ca. 25-40 Jahre) die Plantage gepflegt werden. Unter Pflegearbeiten verstehen wir:

Mulchen, also das Mähen vom Gras auf der Fahrspur, was zum einen Nährstoffe an den Boden zurückgibt und zum anderen die Deckung der Mäuse vor den Greifvögeln reduziert

Den Baumstreifen freihalten, also von Gras und Beikräutern entfernen, damit zum einen keine Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zu den Bäumen entsteht, und zum anderen die Mäuse nicht direkt an den Baumwurzeln in Deckung gehen

Die Bäume gesund halten, also vor Pilzen und Schädlingen schützen. Dafür muss nicht immer Pflanzenschutz eingesetzt werden. Oft kann man mit präventiven Maßnahmen, wie Baumschnitt, einer bedarfsgerechten Düngung oder Nützlings-förderung (Siehe auch Artenvielfalt und Biodiversität) eine Vielzahl von Pflanzenschutz eingespart werden. Nur wenn Schadschwellen überschritten sind, also der nützliche Gegenspieler mit der Anzahl der Schädlinge überfordert ist, setzen wir Mittel ein. Dabei ist es uns sehr wichtig, nur Mittel einzusetzen, die laut Bundesumwelt Amt sicher für Lebensmittel und Umwelt sind, sowie Nützlinge schonen. Wir arbeiten nach dem Motto: „So wenig wie möglich, nur so viel wie nötig.“

Anbinden, denn junge Bäume, die an einem Stock oder Pfahl bei der Pflanzung angebunden wurden, wachsen stetig weiter. Damit die Äste mit Äpfeln nicht irgendwann abbrechen, müssen sie bis zum Erreichen der Zielgröße, regelmäßig und bis zu fünfmal angebunden werden.

Baumschnitt. Diesen unterteilen wir in den regulären Winterschnitt, der dem Baum seine Form gibt und essentiell wichtig für die Produktion von Früchten ist und in den Sommerschnitt. Letzterer ist dafür da, im Sommer kurz vor der Ernte den Äpfeln, die im Schatten hängen, mit wenigen gezielten Schnitten, Licht zu verschaffen. Jedoch dürfen sie nicht zu frei hängen, damit kein Sonnenbrand auf ihrer empfindlichen Oberfläche entsteht.

Ausdünnen, also kleine, unreife Früchte auspflücken. Ohne auszudünnen, würden an einem gesunden Baum zwischen 500 und 1000 Früchten hängen. Diese könnte der Baum nicht richtig versorgen, wodurch alle klein bleiben würden und kein Aroma ausbilden. Außerdem verausgabt sich der Baum dermaßen, dass er im neuen Jahr keine oder nur eine sehr schwache Blüte ansetzt (die sogenannte Alternanz). Nach einer mechanischen oder chemischen Ausdünnung zur Blüte, steht nach dem Juni-Fall (=Baum wirft selbstständig kleine Äpfel ab), im Juli die Ausdünnung per Hand an. Hier wird der Baum von zu kleinen, krummen oder im Schatten hängenden Früchten befreit und die übrig gebliebenen 80-100Äpfel (je nach Sorte und Baumalter) können groß, saftig und aromatisch werden.

Ernten. Die wohl schönste Form der Pflege. Endlich tragen unsere 365 Tage Arbeit die Früchte, die wir uns erhofft haben. Gepflückt wird bei uns in Pflückzügen. Das bedeutet, ein Traktor zieht 1-2 Anhänger mit insgesamt 4-8 Großkisten (mit je bis 350kg Früchte) und die Erntehelfer stehen links und rechts vom Traktor in der Reihe. Je nach Sorte, Baumgröße und Leistung der Erntekraft, können 80 bis 200Kg pro Stunde geerntet werden. Dabei werden die Früchte selten (mit Ausnahme von Jungbäumen) in einem Durchgang geerntet. Auch hier hängt es von der Sorte ab und verhält sich von 2 (z.B. Gala) bis 5 (z.B. Pinova) Pflückdurchgängen. Gründe für diese Unterschiede liegen in der (Un-)Gleichmäßigkeit der Ausreife und der Ausfärbung.